Selbstwert und Selbstvertrauen stärken

Fachartikel von Barbara Tröbinger

»Viele erkennen sich selbst, nur wenige kommen dazu,
sich selbst auch anzunehmen.« 
(Max Frisch)

"Ich kann mich selbst nicht leiden." "Ich habe zu wenig Selbstbewusstsein." "Wie kann ich mehr Selbstvertrauen gewinnen?" Mit diesen und ähnlichen Anliegen kommen viele Klienten in eine Psychotherapie. Was genau aber jeder Einzelne unter "Selbstwert" (oder auch unter Selbstbewusstsein, Selbstachtung, Selbstsicherheit, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen) versteht, das ist ebenso verschieden und individuell, wie verschieden die Biografien, Weltbilder und Lebenssituationen der Menschen sind, die mich als Psychotherapeutin aufsuchen.

Daher frage ich Klienten an erster Stelle, was für sie persönlich eine Stärkung/Steigerung des Selbstwerts bedeutet und woran sie selbst, aber auch Familie und Partner einen höheren Selbstwert erkennen würden. Eine zentrale Frage ist ebenso die nach den Auswirkungen eines höheren Selbstwerts, denn in der Regel bedeutet etwas Neues auszuprobieren (z.B. selbstbewusster auftreten, öfter "Nein" sagen, sich öfter durchsetzen, ...) auch etwas Vertrautes aufgeben zu müssen und Risiken einzugehen.

In der Psychologie versteht man unter dem Begriff "Selbstwert" die individuelle Bewertung der eigenen Person, also die eigene Bewertung in Bezug auf eigene Fähigkeiten, der eigene Stärken/Schwächen, den Wert, den man sich selbst im Vergleich zu anderen Personen zuschreibt. Der Selbstwert kommt darin zum Ausdruck, wie Menschen über sich selbst denken, wie sie über sich selbst reden, wie sie sich Konflikte, Zurückweisung und Misserfolg erklären (z.B. dazu neigen, sich selbst und den eigenen negativen Persönlichkeitseigenschaften an Konflikten die Schuld zu geben).

Das Selbstwertgefühl steht in Zusammenhang mit frühen Erfahrungen des Angenommenseins und der Wertschätzung durch Bezugspersonen. Zugleich spielen aber auch spätere lebensgeschichtliche Beziehungserfahrungen (Akzeptanz und Respekt in der Partnerschaft; wechselseitige Unterstützung in Freundschaften und in der Familie; kollegiales Klima im Beruf; soziales Eingebundensein/Gruppenzugehörigkeit vs. Verlusterlebnisse, soziale Isolation, Einsamkeit, Mobbing, ...), berufliche Erfolgserlebnisse und persönliche Denkstile (z.B. der sogenannte "Attributionsstil") eine Rolle.

 


Ein geringer/instabiler Selbstwert wird in Zusammenhang mit vielen psychischen Erkrankungen und Leidenszuständen gebracht, insbesondere mit depressiven Zustandsbildern/Depression, mit Angststörungen und mit posttraumatischen Belastungsstörungen.

Morris Rosenberg (1979) ging davon aus, dass das Selbstwertgefühl (Self Esteem Motive) viele unserer täglichen Aktivitäten bestimmt. Er beobachtete in seinen Untersuchungen, dass das Selbstwertgefühl Auswirkungen darauf hat,

  • was wir sagen,
  • wie wir uns verhalten,
  • welchen Aktivitäten wir nachgehen/welche Situationen wir meiden,
  • wofür wir uns anstrengen/einsetzen und
  • wie wir in unterschiedlichen Situationen reagieren.

Ein "geringer Selbstwert" ist allerdings oft auch mit besonderen Stärken/Ressourcen verbunden, z.B.:

  • Hilfsbereitschaft, prosoziales Denken, starke Sorge um andere Personen, mitfühlend
  • gute Wahrnehmung/ hohe Sensibilität für die Bedürfnisse anderer Personen
  • Bereitschaft eigene Bedürfnisse/Wünsche zurückzustellen, rücksichtsvoll, starke Kompromissbereitschaft
  • Kritikfähigkeit ("sich Kritik sehr zu Herzen nehmen") und hohe Lernbereitschaft
  • geringes Konkurrenzdenken
  • starker Gemeinschaftssinn, starke Bereitschaft sich für die Gruppe/für Schwächere einzusetzen
  • starker Gerechtigkeitssinn
  • ...

Eine Psychotherapie kann dabei unterstützen, eine wohlwollendere Sicht auf sich selbst und auf die eigenen Fähigkeiten und vermeintlichen Schwächen (d.h. mehr Selbstakzeptanz) zu entwickeln. Auch kann es für Klienten wichtig sein, konkrete Strategien zu erarbeiten, um Grenzen zu setzen und selbstbewusster auf andere Menschen zuzugehen (neue Kontakte knüpfen, öfter "Nein" sagen können, sich durchsetzen, den Ärger anderer über ein "Nein" aushalten,...). Dabei bleibt zu klären, ob sich Klienten dieses selbstbewusstere/selbstsicherere Verhalten selbst erlauben wollen. Schließlich gilt es nicht zuletzt die Risiken einer möglichen Veränderung (z.B. möglicherweise mehr Konflikte mit dem Partner oder mit den Eltern, weil man sich öfter durchsetzt) genau abzuklären und erst dann die ersten Veränderungsschritte (im eigenen, selbst gewählten Tempo) zu setzen.

Therapiesessel in der Psychologie Praxis - Mag. Barbara Tröbinger, Graz

Mag. Barbara Tröbinger

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+43 676 94 44 204
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Mag. Barbara Tröbinger
Krenngasse 17/HP/3
8010 Graz

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