Das Autismusspektrum

Fachartikel von Barbara Tröbinger

Was ist Autismus?

Autismusspektrumsstörungen (ASS) sind eine neurobiologische Eigenart - heute als "neuronale Entwicklungsstörung" bezeichnet -, die wie ADHS über die Lebensspanne besteht. Heute wird die Prävalenz (Häufigkeit) von Autismusspektrumsstörungen bei etwa 1-3% der Bevölkerung geschätzt. Sie sind gekennzeichnet durch Schwierigkeiten und Auffälligkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion (im zwischenmenschlichen Kontakt, in Beziehungen, in der Sprache) sowie durch repetitive (sich wiederholende, gleichförmige) Verhaltensmuster und Spezialinteressen. 

Soziale Spielregeln werden nicht gut verstanden, Körpersprache und Mimik sind bei Betroffenen häufig eingeschränkt. Auch fällt das Lesen nonverbaler Signale anderer Personen (z.B. Körpersprache, Gefühlsausdruck) schwer. Mehrdeutigkeiten, Sarkasmus werden nicht verstanden. Es besteht ein starkes Bedürfnis nach Routine und Berechenbarkeit, Unerwartetes löst oft massiven Stress aus. Menschen mit Autismus haben einen starken Sinn für Details und merken sich für andere irrelevant erscheinende Informationen sehr genau. Spezialinteressen können z.B. im Bereich der Naturwissenschaften, der Mathematik, der Technik, aber auch Geschichte, Sprachen oder Musik liegen.

Regelhaft finden sich im Rahmen von Autismusspektrumsstörungen Besonderheiten in der Reizverarbeitung (z.B. eine hohe Geräusch- und Berührungssensibilität). Zudem gehen Autismusspektrumsstörungen sehr häufig mit selektivem Essen („Picky Eaters“) und Schlafstörungen einher. Wie bei ADHS weisen auch Menschen mit Autismus ein erhöhtes Risiko für andere psychische Probleme (Angststörungen, Depression, Zwänge, selbstverletzendes Verhalten) auf.

Autismus - hochsensibel (Quelle: https://www.mdr.de/wissen/medizin-gesundheit/autismus-therapie-der-eltern-kann-soziale-entwicklung-der-kinder-vorantreiben-100.html)

Nur wenn die Autismus-Symptome sich bis in die Kindheit zurückverfolgen lassen, ausgeprägt und wiederkehrend sind, und zu einer Beeinträchtigung im Alltag oder zu Leidensdruck führen, ist es sinnvoll, die Diagnose zu stellen.

Autistische Phänomene/Verhaltensweisen können sich bei vielen Menschen punktuell bzw. in sehr leichter Ausprägung zeigen. Auch dann können Selbsthilfestrategien/therapeutische Tools helfen, aber es ist dann nicht unbedingt die notwendig, die Autismusspektrums-Diagnose zu stellen. Es gibt keine spezifischen Medikamente bei Autismus, aber die individuellen (zusätzlichen) Symptome wie Ängste, gedrückte Stimmung, Zwänge, Schlafstörungen, Impulsivität, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) können unter anderem mit Medikamenten behandelt werden.

Autistische Züge können in manchen Situationen ein Vorteil sein, in anderen Situationen können sie zu massiven Schwierigkeiten und einer massiven Beeinträchtigung führen.

Die neurobiologische Grundlage von Autismus ist wahrscheinlich teilweise deckungsgleich mit vielen anderen psychischen Erkrankungen, insbesondere mit ADHS. Bis zu 70% der ASS-Betroffenen weisen auch eine bedeutsame ADHS-Symptomatik auf. Dann macht auch eine ADHS-Behandlung zusätzlich Sinn und kann im Umgang mit den autistischen Anteilen hilfreich sein.

Wie wird Autismus behandelt?

In erster Linie wird mit psychologischer Behandlung (z.B. Training sozialer Kompetenzen, Training von Alltagsfertigkeiten), Ergotherapie und je nach zusätzlichen Symptomen (z.B. verzögerte Sprachentwicklung, verzögerte motorische Entwicklung) Logopädie oder Physiotherapie begleitet. Je früher in der Kindheit mit Förderung und Behandlung begonnen wird, und je besser das Umfeld (Familie, Kindergarten/Schule) durch Spezialisten unterstützt werden, umso besser kann der Autismus langfristig im Alltag ausgeglichen werden und umso geringer ist das Risiko von negativen Folgen, z.B. anderen psychischen Erkrankungen, körperlichen Folgen von chronischem Stress. Eine Psychotherapie kann vor allem unterstützen mit den Begleitsymptomen umzugehen, das Stresslevel zu senken und Negativerfahrungen über die Lebensspanne (z.B. Mobbing) zu verarbeiten bzw. abzufedern.

Bei Bedarf werden zusätzlich Medikamente durch Fachärzte/-ärztinnen für Psychiatrie verordnet, z.B. bei ausgeprägten Ängsten, Aggressionsausbrüchen, Selbstverletzung, ADHS.

Autismus-Spezialangebote in Graz

Libelle Autismuszentrum

Verein Magnus

Selbsthilfetreffen Autistica Graz - Informationen unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

„Silent“ Autismus-ADHS-Selbsthilfe-Treffen - Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Mag. Barbara Tröbinger

Termin nach Vereinbarung

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